Keine Zeit, kein Budget – dann lieber kein User Research?
Ob eine komplett neue Lösung, das Ersetzen alter Softwarelizenzen durch die aktuelle Produktgeneration oder Optimierungen bestehender Prozesse: Im digitalen Arbeiten werden Entscheidungen oft top-down und mit großem Zeitdruck gefällt. Für User Research gibt es dabei keinen Platz, so die Annahme – doch gerade, wenn der Schuh drückt, ist genau hinsehen und -hören besonders sinnvoll.
User sind auch nur Menschen.
Menschen sind komplex. Das gilt auch für User. Durch User Research generieren wir wertvolle Erkenntnisse über das Nutzungsverhalten aktueller und möglicher zukünftiger Nutzer einer Lösung. Dabei braucht es kein Riesenbudget, um nutzerzentriert zu arbeiten. Selbst in Projektszenarien, die zeitlich und finanziell eng gesteckt sind, gibt es viele Möglichkeiten, den Arbeitsalltag der User und das operative Detailwissen, das nur sie haben, in strategische Entscheidungen einfließen zu lassen.
Auch bei digitaler Arbeit gibt es so etwas wie Verschlimmbesserung. Software und Prozesse, die ausschließlich Anforderungen des Managements kennen, bergen das Risiko, am Tagesgeschäft der späteren User vorbeizugehen oder die gleichen Schwierigkeiten der alten Lösung einfach weiterzutragen. Selbst rudimentärer User Research kann zentrale Fragen und Unsicherheiten des Projektteams identifizieren und die funktionskritischsten Aspekte der Lösung tiefgreifend reflektieren, um teure Redesigns und unzufriedene User zu vermeiden.
User Experience geht über ungeprüfte Annahmen.
Bei D-LABS helfen wir häufig Kunden, die das Potenzial einer nutzerzentrierten Arbeitsweise noch für sich entdecken und daher eher knappe Ressourcen dafür einplanen. Hier sind einige Empfehlungen, die sich bei Projekten mit begrenztem User Research bewährt haben.
Bei Anforderungsanalysen:
- Die richtigen Experten: Gespräche mit Domain-Experten sind zur Einordnung einer Lösung oder eines Prozesses und des Arbeitskontexts der Zielgruppe(n) sinnvoll. Beachte dabei aber immer: Sie sind oft nicht selbst User und eignen sich daher nicht als Ersatz für echte Nutzer.
- Onlinetools nutzen: Kostengünstige Online-Umfragetools wie UserTesting bieten leichten Zugang zu Meinungen und Präferenzen von Usern. Auch Social Media kann ein Weg sein, eine breite Nutzerbasis zu erreichen.
- Desk Research ist dein Freund: Bereits verfügbare Studien, Berichte und sonstige Informationen zur anvisierten Zielgruppe helfen, Annahmen zu reflektieren und die richtigen Fragen zu stellen. Auch einschlägige Wikis und Foren bieten Einblick in die Welt der User und können Erkenntnisse aus Interviews vervollständigen.
- Wenige Interviewpartner, dafür viele Runden: Mehrere Interviewrunden mit je einer Handvoll Usern während unterschiedlicher Entwicklungsphasen erlauben iterative Anpassungen des Prototyps. Jede Anpassung kann mit der nächsten Gruppe getestet werden.
- Das blanke Blatt mit KI besiegen: KI kann keine User Research ersetzen – bei aller Technikliebe geht es bei User Research um Menschen, die Anwendungen nutzen. Bei Projekten, die nur einen User Researcher aufweisen, können KI-Tools aber z.B. helfen, einen Leitfaden zu schreiben, Protokolle zusammenzufassen oder erste Hypothesen zu formulieren. Das spart Zeit und somit Ressourcen.
Bei der Validierung:
- Iteratives Vorgehen bei moderierten Tests: Moderierte Usability-Tests sollten besonders zu Beginn des Designprozesses durchgeführt werden, um unlogische Konzepte oder Nutzungsbarrieren aufzudecken. Diese Tests können auch remote, mit wenigen Teilnehmenden oder mit Low-Fidelity-Prototypen durchgeführt werden. Statt Einzelinterviews können z.B. Diskussionsrunden mit 2-3 Personen organisiert werden, um vom Austausch zwischen den Teilnehmenden zu profitieren.
- Unmoderierte Usability-Tests: Je klarer das Konzept wird, desto weniger umfassende Verbesserungen sind nötig. Bei Navigations- und Usability-Fragen können unmoderierte Tests effektiv aufzeigen, wo User auf Schwierigkeiten treffen. Einmal vorbereitet lassen sich diese Tests kostenschonend über automatisierte Plattformen durchführen.
- Analytics und Nutzerverhaltensdaten: Sofern verfügbar können zusätzlich Web-Analytics und andere Verhaltensdaten helfen, Muster im Nutzerverhalten sowie Schwachstellen im Design zu erkennen.
Ideal sind begrenzte Ressourcen für User Research natürlich nicht. Aber sie bieten zumindest einen Anfang und sind klar einem Szenario vorzuziehen, in dem User gar nicht zu Wort kommen. Denn ihre Erfahrungen sind wahre Schätze für die Gestaltung und Umsetzung von Lösungen, die einfach laufen und genau das tun, wofür sie gebraucht werden.
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