18. 03. 2020

LeanUX - eine Möglichkeit menschzentriertes Design und agiles Projektmanagement besser zu vereinen

In der menschzentrierten Gestaltung (human centred design, HCD) von Softwarelösungen ist das übergeordnete Ziel, die Nutzer von Beginn an mit einzubeziehen, um das Produkt optimal an deren Bedürfnisse und Anforderungen anzupassen. Gleichzeitig ist es im Projektkontext notwendig, die Entwicklung möglichst agil zu gestalten, um die Zeit des Produktes bis zur Markteinführung zu verkürzen. Dabei bergen die Grundsätze des HCD oft ein Konfliktpotential zu denen des agilen Projektmanagements. So kommt es etwa zu Reibungsverlusten, wenn aus HCD-Sicht eine hohe Gebrauchstauglichkeit sichergestellt werden soll, wohingegen im agilen Projektmanagement eine zügige Implementierung von Funktionalitäten verfolgt wird. Um diesen Konflikten zu begegnen, gibt es eine Reihe von kompromissfähigen Ansätzen. Besonders integrative Ansätze, zu denen LeanUX zählt, sind vielversprechend die Gegensätze von HCD und agiler Entwicklung zu vereinen (Minge, 2018).

Arbeitet man in einem agilen Projektteam mit HCD (Agil & HCD), gibt es große Überschneidungen zu LeanUX. Beide Ansätze sind iterativ und sehen den Menschen im Mittelpunkt des Gestaltungsprozesses.
Bei Agil & HCD legt man jedoch einen sehr starken Fokus auf die Analyse, in der man Ergebnisse zum Nutzungskontext via Beobachtung, Interview, etc., sammelt. Das ist bei LeanUX nicht der Fall. Wenn wir zum Beispiel nicht viel Zeit für die Analysephase haben, können wir diese vernachlässigen und das Design erst bei der Gestaltung verstehen und verbessern. Dies wird in LeanUX bewerkstelligt, indem man mit Hypothesen arbeitet. Die Hypothesen entwickelt man am besten in Arbeitsgruppen und Workshops. Dabei werden Ideen für Features und Gestaltungslösungen gesammelt, die dem Benutzer helfen könnten. Jedem sollte klar sein, dass die Hypothesen nicht unbedingt wahr sind und diese getestet werden müssen.

LeanUX

LeanUX bietet sich insbesondere bei der Arbeit in schnellen Entwicklungszyklen an. Hierbei beginnt man bereits sehr früh mit dem Testen, damit genügend Hypothesen so schnell wie möglich adjustiert werden.

Die beiden Konzepte unterscheiden sich also folgendermaßen:

  • Agil & HCD arbeitet mit einer sehr umfangreichen Nutzungskontextanalyse und der Herleitung von Anforderungen.
  • LeanUX setzt weniger auf die Analyse, sondern arbeitet mit Hypothesen, die beispielweise Entwickler über den Benutzer aufstellen. Anschließend werden die Hypothesen rasch getestet.

Insgesamt vereint LeanUX die Aspekte des agilen Projektmanagements und der Nutzerzentriertheit dahingehend, dass trotz einer potenziellen Zeitersparnis durch die fehlende Analyse des Nutzungskontextes und der Ableitung von Nutzungsanforderungen, weiterhin der Nutzer im Fokus des Designs steht. Dabei erhält die Evaluierung des Designs eine tragende Rolle, da die aufgestellten Hypothesen nicht auf Annahmen von Primärnutzern beruhen, sondern beispielsweise denen des Entwicklungsteams.

Quelle
Minge, M. (2018). UX-Design in der agilen Entwicklung: Alles Lean-oder was?. Mensch und Computer 2018-Workshopband.

Dennis
von Dennis Fischer
User Research

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