Barrierefreies Design ist für alle da
Im Mai nahm ich an der Fachkonferenz Kollisionsabfrage — Barrierefreiheit im Gaming der Stiftung Digitale Spielekultur teil. Menschen ohne Behinderung gehen oft hiervon aus: “Barrierefreiheit? Davon bin ich nicht betroffen.” Die Paneldiskussion, die kostenlos auf YouTube einsehbar ist, zeigte eine nuanciertere Perspektive auf. Denn viele sind sich gar nicht bewusst, was alles unter Barrierefreiheit fällt.
Barrieren im (digitalen) Alltag
Barrierefreies Design für digitale Produkte bedeutet mehr als nur auf eine leicht lesbare Schrift und die richtigen Kontrastwerte zu achten, Screenreader zu unterstützen oder Alternativtexte für Bilder zu hinterlegen — obwohl das natürlich ein guter Anfang ist. Ein Beispiel: Haben Sie schonmal ein Video gesehen und gedacht, “Irgendwie nuschelt diese Person ganz schön. Wie schalte ich hier Untertitel ein?” Umso größer ist dann die Enttäuschung, wenn die Seite, auf der das Video gehostet wird, gar keine Untertitel anbietet. Einen Schritt weitergedacht hat das Video vielleicht Untertitel, aber sie sind so klein und unleserlich gesetzt, dass ein Feature zur individuellen Vergrößerung schmerzlich fehlt. Zusätzlich hilft eine andere Farbe oder eine bunte Hinterlegung hinter der Schrift, um den Text an diverse Farbsehvermögen anzupassen. Denn auch das gehört zum Ziel, möglichst barrierefrei zu designen.
Nach aktuellen Zahlen der Bundesregierung leben etwas mehr als 9% der deutschen Bevölkerung mit Behinderungen; dabei ist auszugehen, dass die dort verwendeten Kategorien noch lange nicht ausreichen, um alle körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen zu repräsentieren. Gerade im Digitalen hängen bestehende Barrieren von vielen weiteren Faktoren ab: Erfahrung mit der Nutzung digitaler Medien und Sprachverständnis im Englischen und Deutschen sind da nur die Spitze des Eisbergs. Das Ziel ist also, Anwendungen so zu gestalten, dass jede und jeder Zugang dazu bekommt und es zu keiner (absichtlichen oder unabsichtlichen) Ausgrenzung kommt.
Was ist barrierefreies Design?
Was es heißt, barrierefrei zu designen, muss dabei nicht aus dem Boden gestampft werden. Kluge Köpfe aus betroffenen Communities haben sich bereits mit dem Thema auseinandergesetzt und Richtlinien dafür erstellt, beispielsweise die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) 2.0. Aktuell sind dort um die 70 Regeln definiert, die die Zugänglichkeit von digitalen Produkten verbessern sollen und Designer:innen wie mich sowie Entwickler:innen einen Überblick über Best Practices geben.
Nutzerzentriertes Design ist ein guter Nährboden für möglichst barrierefreie Anwendungen. Die frühzeitige Befragung diverser Usergruppen und Usertests nach jeder Iteration machen Hürden sicht- und dokumentierbar, sodass wir den Kontext unserer digitalen Tools und Prozesse besser verstehen. Bei der Gestaltung neuer Lösungen wird das dann mitgedacht und so Barrieren Schritt für Schritt abgebaut.
Barrierefreiheit geht alle etwas an. Denn von gutem Design profitiert am Ende jeder Mensch.
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